Die Eierverkaufsgenossenschaft

Die Eierverkaufsgenossenschaft Wardenburg wurde am 04.10.1901 mit der Molkereigenossenschaft als eigenständige Genossenschaft gegründet. 1931 trennten sich die Genossenschaften. Herr Haßhagen übernahm die Geschäftsleitung der Eierverkaufsgenossenschaft. 1969 ging sie über in die Lichtgenossenschaft bzw. Wardenburger Stromgenossenschaft. Der Eierverkauf in Wardenburg wurde 1975 eingestellt und somit auch die Sammelstelle in Westerholt. Die Wardenburger Stromgenossenschaft wurde 1985 aufgelöst.


In vielen Dörfern gab es Eiersammelstellen für die Eierverkaufsgenossenschaft, so auch in Westerholt an der Ammerländer Straße 64 bei Besude (Familien Besude, Wille, Schmidt). Sie bestand von 1905 bis 1975. Einmal wöchentlich wurden die Eier in Kartons oder Körben auf Schubkarren oder Fahrrädern zur Sammelstelle Besude/Wille/Schmidt gebracht. Ca. 150 Eier lieferte jeder Erzeuger im Schnitt bei der Sammelstelle ab. Von den Bauernhöfen wurden größere Mengen angeliefert als von privaten Haushalten.
Oftmals brachten die Kinder die Eier zur Sammelstelle. Auf dem Weg dorthin ging durch Unachtsamkeit oder gegenseitiges Ärgern das eine oder andere Ei entzwei. Diese konnten dann nicht mehr abgegeben werden. Auch durften die kaputten Eier nicht wieder mit nach Hause gebracht werden. So entsorgte man die Eier am Wegesrand.
Bei der Eiersammelstelle wurden die Eier gewogen und verpackt. Jeder Lieferant hatte eine Kennnummer, die schon Zuhause aufgestempelt wurde. Auch durften nur saubere Eier abgegeben werden. Die Eier wurden in großen Holzkisten, die drei Innenfächer für jeweils 200 Eier hatten, verpackt. So fasste jede Kiste 600 Eier. Zwischen die einzelnen Eier legte man Pappscheiben, die auseinandergefaltet wurden. Heinrich (Hein) Engelbart aus Achternmeer und später Georg Wille aus Westerholt haben die Eier mit Pferd und Wagen nach Wardenburg gefahren. Ende der 1960er-Jahre bis 1975 haben Fritz und Marga Schmidt die Eier mit Trecker und Anhänger direkt von den Erzeugern abgeholt und zur Genossenschaft gebracht. Dort mussten sie dann durch eine Eier-Leucht-Sortier- und Stempelmaschine laufen, die die Eier in 6 Gewichtsklassen sortieren konnte. Diese Maschine wurde 1931 von Heinemann und Fangmann aus Wardenburg erfunden und „Wardenburgia“ genannt. Durch den Einsatz dieser Maschine gelangten keine verdorbenen oder angebrüteten Eier mehr in den Handel. Angebrütete Eier wurden schon mal abgegeben werden. Die Hühner konnten draußen frei laufen und hatten die Gelegenheit zum „Weglegen“, d.h. die Hühner machten dann an versteckten Stellen Gelege, um sie auszubrüten. Dies geschah überwiegend im Frühjahr. Fand man ein solches Gelege, konnte es schon sein, dass sie angebrütet waren. Beim Durchleuchten sortierten zwei Mann die Eier aus. Bei der nächsten Abrechnung gab es dann Abzüge vom Eiergeld.

Eine Eierkiste, in der 600 Eier hineinpassten.

Eine Eierkiste, in der 600 Eier hineinpassten.

„Besud sien Sofie“ (Sofie Besude) beim Hühnerfüttern, ca. 1930er-Jahre.

„Besud sien Sofie“ (Sofie Besude) beim Hühnerfüttern, ca. 1930er-Jahre.

Eiergenossenschaft in Wardenburg

Eiergenossenschaft in Wardenburg.

Die Eier wurden nach Gewicht bezahlt und das Geld gab es in der darauf folgenden Woche in einer Tüte (ähnlich einer Lohntüte). Man erhielt das Geld immer für die eine Woche vorher abgelieferten Eier. Das Eiergeld war früher eine wichtige Einnahme, praktisch das Wirtschaftsgeld der Hausfrauen. Oftmals ging man nach dem Abliefern der Eier gleich zum Kaufmannsladen Willers auf der anderen Straßenseite zum Einkaufen.
Von Wardenburg aus wurden die Eier dann in großen Kisten zum Sandkruger Bahnhof gebracht. Hier wurden sie in Züge verladen und zu den Großhändlern und Läden transportiert.
Ab und zu kam es auch vor, dass die Männer die Eier bei Besude/Wille/Schmidt abgeben mussten. Mit dem erhaltenen Eiergeld gönnte man sich schon mal einen Korn oder ein Bier in der Gastwirtschaft. Kamen die Eierwagenfahrer dann von ihrer Tour aus Wardenburg zurück und sahen, dass von den Eierlieferanten noch jemand in der Gaststätte saß, kehrten auch sie ein und gönnten sich ein Schnäpschen. Zuhause hing dann später der Haussegen schief, wenn vom Eiergeld zu viel für Bier und Schnaps ausgegeben wurde.

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