Da wo jetzt der Wind die blaugrüne Wasserfläche des Westerholter Sees kräuselt, grasten vor 40 Jahren noch schwarzbunte Kühe. Für das Vieh hatte man im Bereich des jetzigen Moorweges kleine Viehunterstände gebaut. Auch wurde dort ein Brunnen auf Besudes Weide neben dem Schuppen gegraben. Dabei fand man hervorragenden Kiessand. Dies brachte die Eigentümer Fritz Schmidt, Arthur Wellmann und Else Welling u.a. auf die Idee, einen Sandgrubenbetreiber anzusprechen. Zuerst wendete man sich an die Firma Rhein-Umschlag aus Oldenburg. Sie prüfte durch Bohrungen, ob das Kiesvorkommen geeignet war und sich ein Abbau lohnen würde.
Das Ergebnis war, dass die Firma Rheinumschlag den Kiesabbau als nicht wirtschaftlich einschätzte. Danach traten die Weidebesitzer an Friedrich (Fritz) Georg Mohrmann heran, der bereits die Sandgrube am Korsorsberg betrieb. Er hatte sich auf Transporte von Kies, Sand und Erde spezialisiert. Auch er machte Probebohrungen und stellte im September 1971 beim Landkreis Oldenburg den Antrag, auf eine „Erlaubnis zur Freilegung von Grundwasser im Rahmen eines Betriebes einer Sandentnahmestelle“, um die Sand- und Kiesvorkommen nutzen zu können. Die Erlaubnis wurde am 15.03.1972 erteilt. Zunächst musste mit Planierraupen das Moor abgeschoben werden. Bis zum Grundwasserspiegel konnte man noch mit Baggern den Sand abtragen. In der Ostecke begann man dann eine große Grube auszuheben, sozusagen die Geburtsstunde des Westerholter Sees. In dieser Grube wurde ein schwimmender Saugbagger eingesetzt. Im sogenannten Nassabbauverfahren saugte der Bagger mit einem Rüssel vom Grund ein Sand-Wasser-Gemisch herauf, um dies an Land über eine mit vielen Sieben versehene schiefe Ebene zu schütten. Das Ergebnis waren verschiedene Arten von Kiessand mit unterschiedlichen Korndurchmessern, die als Füllsand, Mauersand oder Kies verkauft wurden. Weidebesitzer Fritz Schmidt (Besude-Stelle, Ammerländer Straße 66) war bei der Firma Mohrmann ab 1973 angestellt und überwachte und kontrollierte die Abfuhr des Baumaterials.
Entstehung des Westerholter Sees, Mohrmanns Saugbagger, 1972.
Durch den Sandabbau der Firma Mohrmann entstand nach und nach der heutige See. Ab 1967 hat Mohrmann bereits Weideflächen am Moorweg gekauft. Nach und nach erwarb er weitere Flächen von den umliegenden Bauern. Unter anderem waren dies Bernhard Haan, Diedrich Rippena, Christian Martens/Welling, Fritz Schmidt, Walter Osterloh und Arthur Wellmann.
Die Maschinen für den Abbau wurden immer größer und leistungsfähiger. Bis auf eine Tiefe von ca. 15 Meter unter der Wasseroberfläche wurde der Kiessand zum Schluss abgebaut. Durch die immer größer werdenden Bodenschichten über dem Kiessand und hervorragende Kiesvorkommen am Roten Steinweg in Friedrichsfehn, wurde die Grube in Westerholt immer unwirtschaftlicher. Fritz Mohrmann entschloss sich 1984 den Sandabbau in Westerholt einzustellen und die Flächen entsprechend den Auflagen zu rekultivieren.
Bereits während des Betriebes der Firma Mohrmann wurde die Bademöglichkeit im entstandenen See von vielen Westerholtern und Achternmeerern genutzt. Deshalb kam der Kauf des Baggersees 1984 durch die Gemeinde nicht überraschend. Im Gemeindebeschluss vom 16.02.1984 wurde der Ankauf des Grundstückes als Naherholungsgebiet genehmigt.
Das Baggerseegelände umfasst 11,25 Hektar. Die Wasserfläche beträgt davon 5,34 Hektar. Die Tiefe des Sees ist ca. 15,70 Meter und der Umfang etwa 1 Kilometer. Die Wasserzufuhr erfolgt über das Grundwasser. Die Wasserqualität ist sehr gut.
Der Fischereiverein Wardenburg hat den See 2000 gepachtet und mit Fischen besetzt. Mittlerweile schwimmen dort kapitale Karpfen. Das Angeln ist aber nur den Vereinsmitgliedern erlaubt.
Ein Kiosk mit Wachräumen für die DLRG wurde 1988 von der Gemeinde gebaut. Durch die DLRG kann der Badebereich des Sees überwacht werden. Eine entsprechende Flagge ist aufgezogen, wenn die Station besetzt ist. Im Mai erfolgt traditionsgemäß das Anschwimmen des DLRG im Baggersee bei meist sehr frischen Wassertemperaturen.
Der Baggersee erhält 1993 auf Vorschlag des Bürgervereins Westerholt offiziell den Namen Westerholter See.
Im Laufe der Jahre wurde der Westerholter Badesee auch über die Grenzen der Gemeinde immer bekannter. Bei warmem Wetter gab es einen großen Andrang zum See. Für die vielen Pkws der Badegäste wurden zunächst Parkmöglichkeiten auf einem Acker Am Korsorsberg geschaffen. An Spitzentagen konnten es bis zu 1000 Badegäste werden. Die Anlieger hatten sich 2007 bereits über den Lärm und die vielen Fahrzeuge beschwert. Deshalb wurde 2009 ein neuer Parkplatz, abseits der Wohnbebauung, von der Gemeinde errichtet. Die Zufahrt zum Badesee erfolgt jetzt offiziell über die Ammerländer Straße /Hinterm Esch. Damit wurde im Wohngebiet Achternmeer/Westerholt der Fahrzeugverkehr auf ein erträgliches Maß reduziert.
Der „Westerholter See“, 2009.