Der Melkbock auf dem Glum muss etwa 1908 entstanden sein. Wie der Name bereits andeutet, wurden hier früher die Milchkannen auf einer hohen Bank, einem Bock, abgestellt.
Alles begann mit der Gründung von Molkereigenossenschaften, die die Erzeugnisse der Bauern besser vermarkten konnten. Vorher wurde die Milch überwiegend selbst verwertet. Was an Überschuss erzeugt wurde, wie Butter oder Käse, konnte auf dem Oldenburger Wochenmarkt verkauft werden. Dies waren nur kleine Mengen und der Weg nach Oldenburg war für damalige Verhältnisse weit und beschwerlich. Mit der Gründung der ersten Molkereigenossenschaft 1888 in Wardenburg konnten die Bauern ihre Milch dort abliefern. Die erste Genossenschaft war aber bereits 1896 pleite und löste sich auf.
1901 wurde die zweite Wardenburger Molkereigenossenschaft gegründet. Ab Januar 1902 wurde die Milch von den einzelnen Ortschaften durch einen Milchfahrer abgeholt. Die leeren Kannen wurden am Nachmittag wieder zurückgebracht. Alle Genossenschaftsmitglieder hatten auf den Kannen ihre Kannennummer. In Westerholt an der Ammerländer Straße holte Georg Müller die Milch ab. Er kam mit Pferd und Wagen und musste die schweren Kannen (ca. 23-25 kg) auf den ca. 1,40 m hohen Ackerwagen heben. Es war eine schwere Arbeit, auch für die Pferde, da die Wege meist unbefestigt waren. Eine Erleichterung war 1931 die Anschaffung eines gummibereiften Rollwagens. 1955 löste ein 32 PS starker Trecker die Pferde ab.
1908 erweiterte Hermann Lüschen (Beeken Hermann) aus Achternholt seine Milchtour nach Westerholt über den Glum. Jetzt kamen auch die Glumer Landwirte in den Genuss, dass ihre Milch abgeholt wurde. Um dem etwas kleinwüchsigen Milchfahrer Hermann Lüschen die Arbeit zu erleichtern, wurde von den Landwirten vom Glum ein 1,40 m hoher Melkbock an der Glumstraße/ Ecke Am Holz gebaut. Hier wurden die vollen Kannen morgens von den Landwirten auf den Melkbock gestellt. Der Milchfahrer brauchte nur noch mit seinem Wagen an den Melkbock zu fahren und konnte die Kannen leichter auf seinen Ackerwagen stellen. Auf dem Glum gab es später noch einen zweiten Melkbock. Dieser stand vor dem Grundstück Wunram, Ecke Glumstraße/ Rüschenweg. Hier erinnert nur noch eine alte Bank an den kleinen Melkbock. Früher war dieser Melkbock in der Straßengabelung. Auch gab es noch einen Melkbock an der Glumstraße 81 bei Engelbart, heute Warns und an der Ammerländer Straße 64, damals Besude, heute Behrens.
Der Melkbock auf dem Glum war ein zentraler Sammelpunkt. So kamen morgens zwischen 6:00 Uhr und 7:00 Uhr die Bauern mit Schiebkarren oder Fahrrädern hierher. Gerne tauschte man Neuigkeiten aus und hatte Zeit für ein Gespräch.
Bis 1974 wurden die Kannen an der Straße und von dem Melkbock eingesammelt. Danach kamen Milchtankwagen der Molkereigenossenschaft, die die Milch direkt von den Höfen holten.
Damit ging eine Ära zu Ende. Aber der Name Melkbock ist geblieben. Aus diesem Grund und als Erinnerung an die Milchfahrerzeit wurde 1994 auf dem Glum ein Denkmal in Form eines Melkbocks mit drei Milchkannen errichtet. Auf dem Schild steht: „De ole Melkbock – ton Andenken an de Melkfohrertied 1902 – 1974“.
Vor dem Melkbock gab es schon seit alters her eine kleine Bank zwischen den Eichen. Hier wurde 2008 eine großzügige Sitzgelegenheit auf der Ecke des Ackerlandes von Heinrich Schröder aufgestellt. Um die Bank unter den Bäumen zu schützen, wurde 2009 eine Überdachung von Karsten Roßkamp errichtet. Seither ist der Melkbock ein beliebter Treff und eine häufig genutzte Sitzmöglichkeit für viele Gruppen und von den „Glumer“.
Drei Kannen wurden auf dem Melkbock aufgestellt, Einweihung 1994. V. l.: Ute Dierks, Alfred Kruse, Ewald Reder, Elfriede und Heini Schröder, Maria Nuxoll, Anke Krumland, Lore Reder, Lisa Hegeler, Helmuth Krumland, Werner Hegeler, Josef Wunram, vorne auf der Bank v. l.: Wilfried Kruse, Walter Spiller, Günther Dierks.
Die überdachte Sitzgruppe beim Melkbock, 2009.